Erfahrungsbericht zum Thema "Midlife-Crisis"
Zu meiner Person: Mein Jahrgang 1970. - Freiheitsliebend - dennoch ungewollt alleine. Von Beruf gelernte Verkäuferin, absolvierte ich 1998 die Wirte Prüfung und war 10 Jahre in diesem harten wie schönen Gewerbe tätig. Meinen Traum zur „Fast-Selbständigkeit“ konnte ich mir erfüllen. Ich bekam die Möglichkeit, meine Visionen in die Realität umzusetzen und erfuhr mich dabei selbst. Zum ersten Mal in meinem Leben - nach ca. 35 Jahren – hinterfragte ich mein Dasein.
Tag und Nacht arbeiten und gutes, hartes Geld verdienen – keine Zeit für mich übrig haben – dabei die Gesundheit aufs Spiel setzen; kein Privatleben mehr pflegen, dadurch verlernen zu leben. Lohnt es sich, für Geld und Prestige die Lebensfreude zu verlieren?
Was ist der wahre Sinn meines Lebens? Heute, 10 Jahre später, bin ich mir sicher, das war der Anfang zu einem bewussteren Leben.
Durch die Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens veränderte sich langsam mein Berufs- und Lebensbild. Ich bekam die Möglichkeit, mit geistig behinderten und psychisch kranken Menschen zu arbeiten - sie zu begleiten. Dabei hatte ich immer das Glück, Menschen zu begegnen, die mir Vertrauen schenkten und an mich glaubten - die aber auch riesigen Erwartungen an mich stellten.
Heute frage ich mich noch immer: Wie konnte ich all diesen Forderungen gerecht werden? War es die Freude an der Arbeit oder die Lust, mich und meine Grenzen zu erfahren? Jedenfalls fand ich die nötige Kraft und den Mut, in sachlichen Fragen wie bei zwischenmenschlichen Schwierigkeiten konstruktive Lösungen anzugehen. Es ist nicht immer leicht, den unterschiedlichen Ansichten und Meinungen gerecht zu werden. In angespannten, schwierigen Situationen wird oft angenommen, dass mit dem Finden eines „Sündenbocks“ das Problem gelöst sei. Leider - oder vielleicht zu meinem Glück - wurde ich eben in letzter Zeit zu diesem Sündenbock erkoren. Wiederholt fragte ich mich: Warum gerade ich?
Ich denke, hinter allen schicksalhaften Situationen, die zu Veränderungen in meinem Leben führten, stand Gott. Durch diese Umstände bekam ich so viele Gelegenheiten, meine Wünsche und Träume umzusetzen – sie als real zu erfahren. Dabei fand ich meinen Lebensweg verschiedentlich mit großen Stolpersteinen belegt. Diesen Weg anzunehmen fiel mir nicht leicht, besonders dann nicht, wenn mein Kopf den Ton angeben oder mein Ego eigenmächtig handeln wollte. Verschiedentlich grollte ich Gott, zweifelte an allem, ja sogar an Gottes Liebe zu mir. Irgendwie erhielt ich immer wieder die Kraft, weiter zu gehen, ich begegnete Menschen, die meine Motive kritisch hinterfragten und mich durch Worte und Taten stärkten.
Einer dieser Menschen ist Philipp Probst, den ich als Leiter bei einer betriebsinternen Supervision kennen lernen durfte. Durch die natürliche, offene Arbeitsweise gelang es Philipp, an meiner Schutzmauer zu kratzen, sie sogar ein wenig zu sprengen - somit mein „Innerstes, auch das verwundbarste ICH“ anzusprechen.
Philipp hat die Begabung, einfachste Fragen zu stellen, denen ich einfach nicht ausweichen konnte. Fragen, die mich nicht losliessen, bis ich sie mir selbst ehrlich beantwortet hatte. Durch die Erfahrung mit diesen „dummen“ Fragen begann ich mir zu überlegen, ob mir eine Lebensberatung helfen könnte. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich immer der Ansicht gewesen, dass es mir ja wirklich gut gehe. Ich brauche doch keinen Seelendoktor, ich wüsste ja wirklich nicht wozu! Für meine Probleme hatte ich ja Freunde, mit denen ich darüber sprechen konnte, und mein tägliches Gebet!
Wieder einmal plagten mich Existenzängste. Ich hatte meinen Arbeitsplatz gekündigt, ohne eine andere Anstellung zu haben. Meine Bekannten machten mir Vorwürfe: „In der heutigen Zeit darf man doch eine sichere Anstellung nicht kündigen, bevor man ...“. Dies alles wusste ich ja selbst, dennoch war es richtig so. Mit vielen inneren Zweifeln und Ängsten wendete ich mich an den „Seelendoktor“. Wir vereinbarten unseren ersten Termin. Nach der Anmeldung kam wiederholt die Frage in mir auf: „Was willst Du eigentlich bei ihm?“
Im ersten Gespräch wurde erkennbar, dass wir beide, der Therapeut und ich, auf verschiedenen Bühnen tanzten - jeder geprägt von seinem eigenen Glaubensideal. Kleine Ängste kamen auf: „Hat der andere eine Ansicht, die ich nicht verstehen kann?“ Dennoch entschlossen wir uns, die Sitzung nicht frühzeitig zu beenden. Philipp schlug vor, unser Anliegen in einem gemeinsamen Gebet Gott zu übergeben. Ich war einverstanden. Mit kräftiger Stimme auf ganz natürliche Weise sprach Philipp ein Gebet. Er sprach wie mit einem Freund. Dieses Gebet verwirrte mich sehr, war ich doch nicht gewohnt, mit Gott so offen einen klaren Dialog zu führen. Meine Worte kamen eher zaghaft und mit unsicherer Stimme. Laut zu beten war mir immer noch fremd. Dieses erste Gebet hat unser Eis geschmolzen und eine neue zwischenmenschliche Verbindung entstehen lassen.
Philipp versuchte die empfangene Botschaft in Worte zu fassen: „Ihr beide seid meine Kinder, die ich liebe. Seid tolerant mit einander, und ihr werdet einander verstehen, ihr findet Vertrauen zu einander.“ Ab diesem Augenblick war es für mich überhaupt keine Frage mehr, was ich da suchte. Jetzt kam eher die Spannung: Was ist heute an der Reihe?
Hie und da lag das Thema klar auf dem Tisch. Bei anderen Sitzungen zeigte sich der brennende Punkt erst durch das gemeinsame Gebet. Verschiedentlich konnte ich erkennen, dass das aktuelle Thema in einer belanglos scheinenden Information bei der Begrüssung bereits enthalten war. Philipp wurde mir bald ein lieber, offener und kritischer wie auch ein tröstender Gesprächspartner. Ich schämte mich kaum mehr, mir vor ihm all meine Schwächen und Schattenseiten einzugestehen. Einige Male flossen Tränen, einige Gefühle kamen hoch, die mir selbst fremd waren. Jede Träne, jedes Gefühl war richtig und erhielt seinen Platz. Den Weg fanden wir immer wieder durch das gemeinsame Gebet, das oft ein Gefäss für offene Fragen war. In diesen Momenten durfte ich die tugendhafte, göttliche Liebe erfahren, die mich stärkte und zugleich tröstete.
Meine Probleme sind längst nicht alle gelöst. Nein, ich stehe wieder vor einer Veränderung. Doch heute habe ich mehr Vertrauen in den göttlichen Plan des Lebens und dadurch weniger Angst. Ich denke, ich habe mich entwickelt. Ich habe gelernt, Gott zu lieben, ihm zu vertrauen und auf ihn zu bauen im Wissen darum, dass ich meine Schritte selbst zu gehen habe.
Auch alles Gute hat mal ein Ende, vom Seelsorger Philipp Probst habe ich mich zur Zeit verabschiedet. In meinem Herzen, bin ich mir sicher, habe ich in Philipp einen Freund dazu gewonnen. Philipp, ich sage Dir aus tiefem Herzen vielen Dank, für Dein Einfühlungsvermögen, für Deine kreative Begleitung!
Nachsatz: Als Philipp mich bat, einige Zeilen über unsere Zusammenarbeit zu schreiben, war mein erste Gedanke: Was gibt es da zu schreiben? Doch als ich begonnen hatte, entdeckte ich einen Sinn in dieser Arbeit. Fühlen Sie sich in einer schwierigen Lage oder gar in einer Lebenskrise? Suchen Sie den Kontakt auf mit einem professionellen, neutralen Seelsorger oder Lebensberater. Bei Zahnschmerzen kontaktieren Sie auch den Zahnarzt. Wann wollen Sie Ihrer Seele das geben, was sie dringend braucht?
Ich wünsche Ihnen viel Mut zum Aufbruch!