In meinem Körper zuhause!
Klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Auch wenn Gott mich auf «eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise» gemacht hat (Psalm 139), empfand ich es lange anders.
Als Junge wurde ich von meinen Geschwistern wegen meiner Körperform häufig ausgelacht. Zudem wurde mir oft gesagt, dass ich mit meinen zwei linken Händen nicht in der Lage bin, meinen Vater in seinen Arbeiten zu unterstützen. Auch konnte ich beispielsweise Unterhaltsarbeiten an meinem Fahrrad sowieso nicht ausführen, obwohl ich es eigentlich kaum ausprobiert hatte. All das konnten eben nur meine älteren Brüder, die ich zugleich bewunderte und fürchtete. Letzteres, weil ich beim körperlichen Messen keine Chance hatte.
Als die Pubertät begann, staunte ich immer mehr über meine muskulösen Kollegen (NB: Objektiv betrachtet waren die meisten nicht muskulöser als ich). Nur in ihrer Nähe fühlte ich mich stark und beachtenswert. Wenn ich allein war, versank ich in Selbstmitleid so weit, bis ich den Eindruck bekam, dass ich nicht mehr leben darf. Während fünf Jahren litt ich regelmässig an Suizidgedanken. Weil ich gleichzeitig nach aussen ein glanzvolles und erfolgreiches Leben führen wollte, merkte niemand in meinem Umfeld, wie existenziell schlecht es mir ging.
Diese Diskrepanz von meinem äusseren gegenüber meinem inneren Leben führte immer mehr dazu, dass ich «ausserhalb» meines Körpers lebte. Deshalb spürte ich meinem Körper nicht mehr. Für mich schien das ein Erfolg zu sein, weil ich dadurch viel leistungsfähiger war und ich aufgrund dieser Leistung noch mehr Anerkennung erhalten konnte.
Doch irgendwann zog der Körper die Notbremse. Ich wurde weder krank noch erfuhr ich andere Leiden, aber meine Seele litt unter extremer Angst. Egal, wo ich mich aufhielt, überall lastete der Nebel der Angst auf mir.
Zu diesem Zeitpunkt meldete ich mich bei Herrn Probst, der mir zuerst half, trotz dieser schwierigen Situation meinen Alltag bewältigen zu können. Im Verlauf der Therapie führte er mich zu den tieferen Schichten in meiner Seele, die einen solchen Zustand ergaben. Und vor allem unterstützte mich Herr Probst, als ich meinen Körper kennen lernte. Dank seiner einfühlsamen und verständnisvollen Art konnte ich eingebrannte Überzeugungen von früher loslassen und neue, objektive Wahrnehmungen integrieren.
Ich preise meinen Gott, den ich während dieser Therapie noch besser kennen lernen konnte, vor allem seine unendliche Barmherzigkeit. Diesen Gott möchte ich in meinem guten Körper, den er mir geschenkt hat, ehren (1. Korinther 6,20).
Ps. Das Schreiben hilft, nochmals alles zu ordnen und zusammenzufassen. Zudem wurde ich noch dankbarer, was ich in den letzten Monaten alles erleben durfte.