Start mit der Heirat in das Eheabenteuer
Jung und etwas naiv startete ich mit der Heirat in das Eheabenteuer. Überglücklich und verliebt genossen wir die ersten Monate unserer Ehe. Der Alltag kehrte schnell ein, weniger schnell jedoch kriegte ich alles auf eine Reihe; Ehe, Haushalt, Job, Hobbies... Was anfangs so schön aussah, wurde immer grauer und finsterer. Um aus diesem Loch zu gelangen, entschied ich mich, zu einer therapeutischen Seelsorgerin zu gehen. Ich lernte mich und Gott besser kennen. Das Fundament wurde gestärkt, mein Selbstwertgefühl aufgebaut und Verhaltensmuster hinterfragt.
Danach kündigte ich meinen Job, um für ein paar Monate mit meinem Mann die Welt zu entdecken. Wir genossen diese „Zeit der Freiheit“. Gott wurde uns dabei noch viel grösser!
Da ich nach unserer kleinen Weltreise keinen Job hatte, jedoch meinen lang ersehnten Traum eines Sprachaufenthaltes noch nicht ganz vergessen hatte, entschieden wir uns für eine 3-monatige Trennung (zum Glück mit einigen Wochenendbesuchen meines Mannes). So folgte für mich in der Fremde eine Zeit der Einsamkeit. Ich lebte in einer kleinen Altstadtwohnung und war tagsüber in einer Sprachschule (die leider nur von Schweizern besucht wurde). Zum ersten Mal war ich ganz auf mich alleine gestellt: alleine Wohnen, keine Freunde, keine Gemeinde, keine Christen... Verstandesmässig war ich mir der Herausforderung bewusst. Einige Diskussionen brachten mich an den Rand meines Wissens (biblisch, aber auch sprachlich). Vieles musste ich hinterfragen und meine eigene Meinung bilden. Ich spürte Gottes Hand in alledem und dass er mich trug.
Trotz der Besuche meines Mannes war ich sehr einsam, was ich mir zuerst nicht eingestehen wollte. Mit Mitschülern wurde trotz winterlicher Kälte einiges unternommen. Wir lernten uns besser kennen, doch blieb es immer bei banalen weltlichen Themen. Niemand zeigte echtes Interesse an meinem Gott. Dies frustrierte mich sehr, denn ich freute mich darauf, anderen Menschen von meinem Gott zu erzählen... Vier Wochen waren vorbei, da kam ein neuer Mitschüler dazu. Schnell integriert, kannte man gegenseitig auch gleich die Lebensgeschichte, Hobbies, gewisse Ansichten... Als erster zeigte er auch Interesse an meinem Glauben. Ich freute mich daran und begann für ihn zu beten. Immer mehr Stunden verbrachten wir zusammen, da gemeinsame Interessen, Gedanken und Vorstellungen vorhanden waren. Mein Ziel war es, ihm Jesus lieb zu machen, indem ich meine Erlebnisse mit Gott mit ihm teilte. Ich schenkte ihm eine meiner Bibeln, gab ihm Stellen zum Lesen und gelegentlich lasen wir zusammen... Sein Interesse wuchs; leider nicht nur an Gott, sondern auch an mir. Naiv wie ich war, stellte ich diese Tatsache zur Seite. Kurz vor Ende meines Aufenthaltes merkte ich jedoch, dass auch meine Gefühle zu ihm wuchsen. Mein Mann, dem ich nichts vormachen kann und auch nicht will, merkte, dass etwas nicht stimmte. Telefonisch teilte ich ihm mit, dass ich mich verliebt hatte. Aus allen Wolken geflogen, kam er mich sogleich holen.
So begann für uns beide eine lange und sehr schmerzliche Zeit:
Wir weinten viel, wussten weder ein noch aus. Ich war hin- und hergerissen. Mein Mann suchte die Nähe, ich die Distanz. Mein Herz und mein Verstand sprachen nicht mehr dieselbe Sprache. Ich wollte zurück in das zuerst fremde Land, wusste aber, wo ich eigentlich hingehörte. Ich war zerrissen. Es schmerzte mich, mit ansehen zu müssen, wie ich meinen Mann verletzt hatte und ihm ständig von neuem weh tat. Dafür hasste ich mich. Sein Herz war gebrochen, Depressionen und nächtelanges Wachliegen folgte. Zuvor kam er mir immer als Fels vor, sicher, willensstark, aufrecht. Seine Lebensfreude war verschwunden. Er litt, nahm Medikamente, damit sein Tag einigermassen überstanden werden konnte...
Mir fiel die Decke auf den Kopf. Gelegentliche Gespräche mit den engsten Freunden oder den Eltern waren entmutigend, da sie mir nicht das sagten, was ich am liebsten hören wollte. Vorwürfe wurden gemacht. Lieb gemeinte Ermahnungen ausgeteilt. Auf den Knien flehte ich zu Gott, er möge mir vergeben, mir helfen, alles wieder auf die Reihe zu kriegen und mir ungeteilte Liebe für meinen Mann schenken und auch dafür, dass wir wieder Freude am Leben bekämen...
Da mein Mann mit dem Leben und sich selbst nicht mehr klar kam, entschied er sich, auswärtige Hilfe zu suchen. Auf Rat eines Freundes ging er zu Philipp Probst. Philipp bewegte meinen Mann dazu, auch mich mitzunehmen, was mir wiederum sehr zuwider war, da ich mir entblösst, schuldig und schlecht vorkam. Trotzdem brachte er mich dazu ein Mal mitzugehen. Aus einem Mal wurden zwei, drei,... Male.
Später wurden es Stunden des Auftankens. Anfangs half es uns, eine gemeinsame Basis zu finden, später folgten tiefe Gespräche, die uns einander wieder näher brachten. Natürlich kam eines nach dem andern sehr langsam und zaghaft. Philipps ruhige, einfühlsame und weise Art half uns, das Ganze von einer anderen Perspektive aus zu betrachten. Mit Bildern und Vorstellungen wurde uns geholfen, im Alltag wieder kleine Schritte zueinander zu machen.
Mir fiel auf, dass es dabei nur anfangs um unser leidiges Thema ging. Unser Blick wurde auf noch ganz andere Themen in unserer Ehe gerichtet: Rollenverteilung, Verhaltensmuster, Vergebung, Loslassen, Liebe, Sexualität... Philipp und Thea halfen uns sehr, ein klareres Bild von unserer Freundschaft, unseren Empfindungen und unseren Wünschen zu bekommen.
Was anfangs wie ein einziger Scherbenhaufen aussah, wurde zu einem neuen Gefäss zusammengefügt, das uns langsam wieder gefiel.
Im Januar 2000 (nach ¾ Jahr) kam die Zeit, in der wir von Herzen sagen konnten: Es ist überstanden. Es war, als stünde ein neues Leben vor uns. Mein Mann hatte mir vergeben und ich mir auch (was mir sehr schwer fiel). Die Gefühle füreinander nahmen noch mehr zu; mehr als je zuvor. Normales Schlafen stellte sich vorher bereits wieder ein. Mein Appetit nahm allmählich zu. Langsam krochen wir aus unseren Schneckenhäusern hervor; wir wurden wieder geselliger. Tiefere Gespräche mit Freunden zu führen, fiel uns nicht mehr so schwer. Die ersehnte Lebensfreude kehrte zurück.
Genau zwölf Monate nachdem mein Mann mich in diesem Land abgeholt hatte, setzte Gott einen letzten Schlussstrich unter dieses Jahr des Leiden. Ich wurde schwanger, erlebte eine wunderbare Schwangerschaft und eine relativ einfache Geburt. Nun halten wir eine kleine Tochter in unseren Armen; ein Sinnbild für das uns neu geschenkte Leben. Sie wird uns immer daran erinnern, was Gott Grosses für uns getan hat. Wir sind überglücklich und Gott von Herzen dankbar. Unsere Gebete wurden erhört! Unsere Freude ist grösser, als wir sie uns je hätten erträumen lassen.
Liebe Thea, lieber Philipp, wir danken Euch von ganzem Herzen für Eure Hilfe. Ihr habt wertvolle Stunden in uns investiert. Mit viel Geduld und Feingefühl habt Ihr dazu beigetragen, dass wir uns wieder von Herzen lieben, uns achten und den andern wieder so sehen können, wie er ist. Nun, da wir eine kleine Familie geworden sind und ein neuer Lebensabschnitt begonnen hat, neue Hürden bewältigt werden müssen, sind wir froh über jeden Tip, den Ihr uns gegeben habt, und über die Hilfen, die es nun anzuwenden gilt. Hoffnungsvoll und zuversichtlich blicken wir in unsere Zukunft! Von Herzen vielen Dank!